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Im Interview sagte Townsend Lansing von Coinshares: „Selbst für mich als Kritiker war es irgendwann unmöglich, Kryptowährungen weiter zu ignorieren“


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    Kryptowährungen werden zunehmend beliebter. Doch was sind eigentlich ETP, ETC und ETN? Mit welchen Risiken müssen Anleger rechnen und was hindert viele Investoren noch daran, auf Kryptos zu setzen? Darüber spricht der ehemalige Krypto-Kritiker und heutige Liebhaber Townsend Lansing von Coinshares im Interview.

    DAS INVESTMENT Academy: Herr Lansing, Sie sind Produktleiter beim Krypto-ETP-Anbieter Coinshares, wie hat Ihre Begeisterung für Kryptos angefangen?

    Townsend Lansing:
    Ehrlich gesagt, war ich früher eher Krypto-Kritiker. Trotzdem habe ich 2015 bei meinem alten Arbeitgeber angefangen zu untersuchen, ob es sich lohnen würde einen Krypto-ETP aufzulegen. Damals kam ich zu dem Ergebnis: Die Risiken sind zu groß. Dann – 2017 – gab ich der Idee nochmal eine Chance. Meine damalige Erkenntnis: Es lohnt sich wenigstens herauszufinden, ob man es machen dürfte. Danach habe ich mich immer mehr für die Entwicklung interessiert – es war einfach unmöglich, es nicht zu tun. Mit Coinshares legte ich dann meinen ersten Krypto-ETP auf und mittlerweile kann ich nicht mehr widersprechen, wenn Leute sagen: „Kryptos sind da, um zu bleiben.

    Für Einsteiger nochmal ganz grundlegend: Was sind ETF, ETP, ETN und ETC?

    Lansing: Zuerst einmal sind alle drei Produktarten börsengelistet, was bedeutet: Sie werden über die Börse gehandelt.

    Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Index, wie beispielsweise des Dax – also die der 40 stärksten Firmen Deutschlands – abbildet. Zudem sind ETFs Ucits-konform und damit nach EU-Richtlinien reguliert. Wie aktive Fonds werden sie als Sondervermögen geführt, womit bei einem Insolvenzfall des Anbieters, das Vermögen für Anleger reserviert bleibt.

    Mit ETPs (Exchange Traded Products) können Investoren auf die Kursentwicklung von Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Währungen setzen. Der Begriff fasst sowohl ETCs als auch ETNs zusammen.  

    ETCs (Exchange Traded Commodities) setzen auf Rohstoffe wie beispielsweise Gold oder Silber. Rechtlich gesehen handelt es sich um Schuldverschreibungen des Emittenten. Auch ETNs (Exchange Traded Notes) sind Schuldverschreibungen, die an die Wertentwicklung eines festgelegten Marktindex gekoppelt sind. Ein ETN kann sich jedoch auch nur auf einen einzigen Wert beziehen und somit zum Beispiel die Kursentwicklung der Kryptowährung Bitcoin eins zu eins abbilden. 

    Wo liegen die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten?

    Lansing: Anders als bei ETFs spielen bei ETCs und ETNs Kreditrisiken eine Rolle. Aus diesem Grund sind beide Produkttypen nicht Ucits-konform und stellen kein Sondervermögen dar. Was bedeutet, sie genießen bei einer Insolvenz des Emittenten oder der Depotbank keinen besonderen Schutz.

    Und was unterscheidet ETNs und ETCs?

    Lansing: Der Unterschied – vor allem im Kryptobereich – ist nicht allzu groß und eher begrifflicher Natur. Wer in Krypto-ETPs investieren möchte, sollte sich nicht fragen ETC oder ETN, sondern existiert ein Kreditrisiko? Und wenn ja, lohnt sich dieses Risiko?

    Neben dem Kreditrisiko, welche anderen Unsicherheiten bergen ETNs und ETCs für Anleger?

    Lansing: Das Hauptrisiko entsteht durch den Wert, der abgebildet wird, wie beispielsweise die Kryptowährung. Was heißt: Wenn man ein Bitcoin-ETP erwirbt, ist das Hauptrisiko, dass der Bitcoin an Wert verliert. Ein Risiko, welches bei ETFs aber ebenso besteht.

    >> Mehr zu diesem Thema findest du auch hier 

    Kryptowerte sind unter anderem dafür bekannt, dass sie entweder unter den Top- oder Flop-Investments zu finden sind. Woran liegt es, dass Anleger so große Schwankungen aushalten müssen?Lansing: Der Hauptgrund ist, dass Kryptos noch eine sehr junge Anlageklasse sind. Bei vielen Investoren geht es mehr ums Handeln, als darum, die Werte lange zu halten, was die Anlage so volatil macht. Ein Problem ist auch, dass viele Investoren noch darauf warten, dass Kryptowährungen von der Gesellschaft adaptiert werden. Und jedes Mal, wenn es dafür ein Anzeichen gibt – wie beispielsweise die Mica-Verordnung in Europa – löst das erneute Schwankungen durch Zu- oder Verkäufe aus.

    Manche Kryptowährungen wie Bitcoin werden auch gerne als digitales Gold bezeichnet. Das Edelmetall ist besonders in Zeiten hoher Inflation gefragt, da man ihm gemeinhin einen Inflationsschutz nachsagt. Kann man das von Kryptowerten auch behaupten?

    Lansing: Dass Kryptowerte vor der Inflation schützen, ist, soweit ich weiß, noch nicht bewiesen. Was man jedoch festhalten kann: Je ängstlicher Investoren sind, desto beliebter sind digitale Währungen. Die jüngsten Turbulenzen bei den Banken haben beispielsweise für einen erneuten Auftrieb des Bitcoins gesorgt.

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    Weshalb?

    Lansing: Investoren suchten nach einer Alternative zu herkömmlichen Zahlungsmitteln aus Angst davor, dass noch weitere Banken pleitegehen. Was Kryptoanlagen aber nicht mit Gold gleichsetzt. Es ist eher so, dass je mehr Probleme es bei herkömmlichen Währungen, wie bei dem US-Dollar oder dem Euro gibt, desto eher steigt das Krypto-Interesse.

    Viele Anleger fürchten, ihre Kryptoanlagen durch Cyberangriffe zu verlieren. Ist die Gefahr tatsächlich so real und wie können Anleger ihr Vermögen schützen?

    Lansing: Cyberangriffe zählen auf jeden Fall zu den realen Gefahren bei Kryptowährungen. Aus diesem Grund würde ich auf ETPs setzen, da man dort die Verwahrung abgibt. Mit einem eigenen Wallet ist man dagegen anfälliger für kriminelle Übergriffe.

    Haben Sie eine Idee, was Investoren außerdem daran hindert, auf Kryptowerte setzen?Lansing: Das Hauptproblem ist, dass viele noch abwarten. Vor allem institutionelle Anleger, die erst sehen möchten, ob sich diese Anlageklasse etabliert. Andere Gründe sind, wie bereits angesprochen, die hohe Volatilität und die Fragen rund um die Regulierung. Während manche Investoren extrem von Krypto überzeugt sind, stehen die meisten den digitalen Währungen noch skeptisch gegenüber und fragen sich, ob diese Anlageklasse überhaupt überlebt.

    Was würde helfen, die Adaption voranzutreiben? 

    Lansing: Erklären und Erziehen. Als ETP-Emittent ist es unser Job, die Leute davon zu überzeugen, dass es sich lohnt ein Teil ihres Portfolios in Kryptos zu investieren.

    Und wie gut funktioniert Ihre Überzeugungsarbeit?

    Lansing: Es schwankt: Vor zwölf Monaten, waren Investoren noch ganz wild darauf, Kontakt, mit uns aufzunehmen und mehr über Kryptos zu erfahren. Nach der FTX-Pleite kühlte sich dieses Interesse jedoch ab. Durch die darauffolgenden Bankenturbulenzen entfachte die Wissbegier erneut. Was aber nicht heißt, dass jetzt alle wie verrückt investieren. Nein, die Leute wollen einfach wissen, wie es läuft und welche Chancen der Markt bietet. Und ich glaube diese Hin und Her wird noch eine Weile andauern, aber irgendwann wird sich die Nachfrage verfestigen.

    Welche Gründe sprechen denn langfristig für Krypto-Investitionen?

    Lansing: Das für den kompletten Krypto-Markt zu sagen, ist schwierig. Aber speziell auf Bitcoin bezogen, lässt sich festhalten, dass die Währung eine Alternative zu herkömmlichen Zahlungsmitteln bietet. Außerdem spielen Kryptos auf globaler Ebene nochmal eine ganz andere Rolle: In Deutschland haben wir eine stabile Währung, aber das ist nicht überall so. Und dort, wo das nicht so ist, kann Bitcoin eine Option sein.  

    Zum Abschluss: Wie viel Prozent ihres Portfolios sollten Anleger in Kryptos investieren?

    Lansing: Das ist vom Risikotyp abhängig. Es gibt Leute, die halten sich 2 bis 5 Prozent im Portfolio vor, um in Hebelprodukte zu investieren – wozu Kryptos gehören können. Die Chance: Durch die hohe Volatilität können Anleger höhere Gewinne erwirtschaften, aber müssen selbstverständlich auch größere Verluste hinnehmen. Am Ende braucht es einen Risikopuffer, um das auszuhalten.

    Über den Interviewten:

    Townsend Lansing ist seit 2019 Produktleiter (Head of Product) bei Coinshares. Zu seinen Aufgaben gehört die Entwicklung und Lancierung von digitalen Vermögenswerten. Townsend ist Jurist und kann als gebürtiger Amerikaner sowohl die regulatorischen Entwicklungen in den USA sowie in Europa bewerten.

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    Author: Cindy Campbell

    Last Updated: 1702649642

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    Name: Cindy Campbell

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    Job: Article Writer

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